Nordkirchen, 20. März 2009
Ist Zahnseide wirklich ein „Pflegeflop“, wie es eine Frauenzeitschrift in ihrer Titelstory behauptet? Mit diesem Thema setzt sich die aktuelle Ausgabe
(Nr. 4/2009) des wissenschaftlichen Informationsdienstes „Zahnmedizin Report“ auseinander. Die Publikation des IWW Instituts, Nordkirchen, kommt zu dem Schluss: Zahnseide bleibt eine zahnärztliche Empfehlung.
Die Zeitschrift „feminin & fit“ hatte eine Literaturstudie zitiert und kommt zu dem Schluss, dass Zahnseide weder Karies verhindere noch Zahnfleisch- oder andere
Erkrankungen unterbinden könne. „Diese Botschaft ist falsch und kommt durch eine Aneinanderreihung stets weiter simplifizierender und verfälschender Zitationen zustande. An der zahnmedizinisch indizierten Zahnseidenempfehlung, verbunden mit Motivationsmaßnahmen und Demonstrationen, ändert sich nichts!“ erklärt Prof. Ulrich Schiffner vom Uniklinikum Hamburg-Eppendorf. Er erläutert in der aktuellen Ausgabe des wissenschaftlichen Informationsdienstes „Zahnmedizin Report“, wie durch das Design von medizinischen Studien, durch fälschliche Interpretationen der zugrunde liegenden Publikation und durch eine Zitationsfolge, die an das Kinderspiel „Stille Post“ erinnert, wissenschaftliche Studien falsch verstanden werden.
Wie kommt es zu einer derartigen Meldung? In diesem Fall fand eine Literatursuche in englischsprachigen Datenbanken statt (P. P. Hujoel, J. Cunha-Cruz, D.W. Banting, W.J. Loesche: Dental flossing and interproximal caries: a systematic review. J Dent Res 85, 298-305 (2006)). Die Suche ergab zunächst 143 klinische Studien zur Zahnseidenanwendung. Aufgrund der zuvor definierten Einschlusskriterien beruht die gesamte Literaturanalyse aber auf nur sechs Studien. Diese wurden an 808 Kindern im Alter von 4 bis 13 Jahren durchgeführt.
In einer Mitteilung des Instituts für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWIG) heißt es mit Bezug auf diese Literaturübersicht: „Zur Wirksamkeit von Zahnseide bei Erwachsenen und zur Vorbeugung anderer Probleme wie Zahnfleischerkrankungen fanden sich keine Studien“. Das trifft formal zwar zu, doch wurden den Einschlussbedingungen der Literatursuche folgend gar keine Studien mit Erwachsenen identifiziert und Aussagen über „Zahnfleischerkrankungen“ wurden nicht gesucht. Diese Interpretation ist jedoch Kernaussage des jetzt in der Laienpresse erschienenen Artikels.
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