Pressemitteilung

14. Juni 2009

Branchenprobleme kehren zurück

85 Prozent der Neuwagenhändler erwarten nach Ablauf der staatlichen Förderung Umsatzeinbrüche

Während die Politiker und Verbände die Umweltprämie als „Erfolgsmodell“ und „wirksamste Maßnahme des Konjunkturpakets II“ bezeichnen und Neuwagenhändler bisher unbekannte Kundenkreise erschließen, leidet der Gebrauchtwagenhandel. Denn so mancher potenzielle Gebrauchtwagenkäufer entschied sich dank staatlicher Förderung für ein neues statt für ein gebrauchtes Auto. Mit Hausprämien und hohen Rabatten fördern einige Hersteller und Importeure ihr Neuwagengeschäft zusätzlich. Ergebnis: Auch Altfahrzeuge mit einem Verkehrswert von über 2.500 Euro fallen der Schrottpresse zum Opfer.



Wie sich die staatliche Umweltprämie und die Preisnachlässe der Automobilhersteller auf das Gebrauchtwagengeschäft der Händler auswirken, zeigt der Branchenindex der Bank Deutsches Kraftfahrzeuggewerbe (BDK) und der Redaktion »kfz-betrieb«.



Rund ein Drittel der befragten Inhaber von markengebundenen und freien Unternehmen registrierten keinerlei Umsatzeinbrüche. Bei rund 14 Prozent gingen die Erlöse im Gebrauchtwagengeschäft bis zu 20 Prozent zurück und bei etwa 11 Prozent um bis zu 40 Prozent zurück. 6 Prozent der Vertragshändler meldeten sogar Einbußen von über 70 Prozent.



„Bei den Gebrauchtwagen über zwölf Monaten geht so gut wie gar nichts mehr beziehungsweise die Preise sind im freien Fall“, kommentiert Dirk Hoerr, Geschäftsführer des Nürnberger Autohauses Kropf Automobile.



„Neue Normalität des Marktes“

Dass das Gebrauchtwagengeschäft nicht so optimistisch eingeschätzt wird wie derzeit das Neuwagengeschäft, zeigen aktuelle Umfragen „Das zeigt sich auch in einer höheren durchschnittlichen Standzeit für Gebrauchte“, ergänzt Helmut Blümer, Pressesprecher Deutsches Kraftfahrzeuggewerbe. Während ganz junge Gebrauchte die starke Konkurrenz der durch die Umweltprämie initiierten Neuwagenkäufe spüren, gebe es bei den über dreijährigen jungen Gebrauchten Preisstabilität. Preiskompromisse vor allem in den oberen Modellsegmenten seien derzeit unausweichlich, erklärt Blümer. Perspektivisch zeichne sich im Gebrauchtwagengeschäft die „neue Normalität des Automarktes“ ab.



Zunahme an Betriebsinsolvenzen

Dass die staatliche Förderung für eine Sonderkonjunktur sorge und den Blick auf die Probleme der Branche (schlechte Renditen, Insolvenzen) verdecke, meinen laut Branchenindex 88 Prozent der Fabrikatshändler. Sollte der Fördertopf der Umweltprämie aufgebraucht sein, erwarten 85 Prozent von ihnen Einbrüche im Neuwagenverkauf und 81 Prozent zunehmende Betriebsinsolvenzen.



86 Prozent der freien Servicebetriebe befürchten, dass ihnen die prämiengeförderten Neufahrzeuge künftig in der Werkstatt fehlen. „Uns gehen Stammkunden verloren, die noch gut gepflegte Altautos fahren und sich jetzt für einen Neuen entscheiden“, erläutert Holger Winter, Inhaber einer Freien Werkstatt in Dresden. Er vermutet, dass die Neuwagenkäufer aufgrund der mitverkauften Anschlussgarantien und Flatrates in den Markenbetrieben der fabrikatsgebundenen Kollegen bleiben. Jedoch haben 43 Prozent der Vertragshändler ihre Neuwagen ohne spezielle Kundenbindungsinstrumente verkauft.



Stephan Jackowski, Consultant der BBE Retail Experts Unternehmensberatung, ist der Meinung, dass die Umweltprämie für viele positive Effekte sorge. Der seit vielen Monaten zu beobachtende Nachfragestau im Neuwagengeschäft habe sich aufgelöst. Die Stimmung in den Händlerbetrieben steige – wenn auch nicht alle Automobilmarken gleichermaßen von der Prämie begünstigt seien. „Zudem bringt die Umweltprämie den Autohäusern oft eine Vielzahl neuer Werkstattkunden in die Betriebe. Auf der anderen Seite fehlen besonders den Freien Werkstätten Fahrzeuge aus den älteren Segmenten im Servicegeschäft, und der Gebrauchtwagenhandel stockt“, sagt der Experte.



Durchgeführt wurde die Studie von BBE Retail Experts. Weitere Einzelheiten und das BIX-Archiv sind im Internet unter www.kfz-betrieb.de/branchenindex zu finden.



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